FASZINATION SPIEGEL
    Ein literarisch-biographisches Kaleidoskop
    Frankfurt 2022    
Zwölf Geschichten aus der Zeit der Antike bis in die Gegenwart werden hier vorgestellt, die die Autorin in ihrem Leben wie Freunde begleitet und begeistert haben. Überall stehen Spiegel in großer Variationsbreite mehr oder weniger im Zentrum des Geschehens.
Sehr häufig suchen die Personen im Spiegelbild Selbsterkenntnis – und werden enttäuscht. Da ist das Urbild: Ovids Narziss, so wie Faun und Braut auf den schönen, erzählenden Bildern der Mysterienvilla in Pompeji, Sneewittchens Stiefmutter, Kellers ›Grüner Heinrich‹, Thomas Manns Künstler Aschenbach und Bachmanns Undine.
Im Spiegel erscheint aber auch die Welt. So in Platons ›Höhlengleichnis‹ als Schritt zur Klarheit, in der Sage von Perseus und Medusa als Bild des Monsters; Venedig hält für Aschenbach Spiegel- und Zerrbilder bereit. Durch die Spiegelbilder werden Helden manchmal zum Handeln angeregt: Perseus zum Guten, die Stiefmutter zum Bösen. Der Grüne Heinrich tut – nichts. Eine ganz andere Verwendung von Spiegelungen lässt sich in Wolfram von Eschenbachs ›Gawan‹-Erzählung im ›Parzival‹ und in Schlegels ›Athenaeum-Fragment 116‹ ausmachen: In beiden Texten dient ein Spiegel zur Strukturierung des Handlungsverlaufs bzw. des Inhalts. Nicht weniger kunstvoll erscheint in Schillers ›Wilhelm Tell‹ die Natur als Spiegel der Handlung. Für all diese Geschichten schafft der junge Kafka mit der Spiegelung einer Regenwolke den magischen Raum für die Kunst des Erzählens und Zuhörens.
          
          
          
          
          
          
          
        
NIXENLIEBE
          Wasserfrauen in der Literatur
            Frankfurt 2006            
Nixen sind Wasser-Phantasiewesen, die aus den alten Zeiten einer animistischen Religiosität auf uns gekommen sind. Sie sind als die Große Mutter zugleich gut und furchtbar und erscheinen in ihrer wunderbaren Zwiegestalt und ihrem Doppelwesen in alten europäischen Sagen und Märchen.
Spannend ist es, wie die (nicht nur deutschen) Dichter die Wasserfrauen zu handelnden Personen in ihren Texten machen. Die Klassiker sehen in ihnen die Verkörperung der großen Mutter Natur (Goethe) oder der Gefährdung der Freiheit (Schiller); den Romantikern sind sie ein Spiegel ihrer eigenen Zerrissenheit (Brentano) und den nachfolgenden Dichtern des 19. Jahrhunderts ein Bild der Gefährdung (Heine) und der Gespaltenheit der Seele (Keller). Sie stehen aber auch für die Sehnsucht nach Liebe und einer Seele (Andersen) und für Gefühlsverlust und Resignation (Fontane). Schließlich leuchten sie als das ferne Land der Kunst (Mörike, Meyer).
Auch im zwanzigsten Jahrhundert begegnen sie dem Leser in erstaunlicher Variationsbreite. So verführen sie im Werk Thomas Manns ihre Partner bis hin zur androgynen Einheit oder locken zu Liebe und Erkenntnis für eine Nacht (Bachmann).
Zeitgenössische Texte zeigen eine Nixe, die mit Hilfe der Medizin eine Frau werden will (Domhardt) und eine Frau, die in ihrer Phantasie eine Nixe sein will (Hunt).
Die Texte dieser und weiterer Dichter werden präsentiert und in verschiedenen Interpretationsansätzen gedeutet. In ihnen wird deutlich: Der alte Mythos ist aktuell und erneuert sich durch die Faszination des Lebenselements Wasser.
Die Kapitel:
Einleitung
            
          Rollenzuweisungen
Anfang und Ende eines Mythos
            
            Die Sirenen
            Homer
      Franz Kafka
Die Namenlosen
            
            Brüder Grimm
            Märchen aus der Oberpfalz
      Otto Sutermeister
Die Sagenhaften
            
            Loreley: Joseph Freiherr von Eichendorff, Clemens Brentano, Exkurs: Friedrich Schlegel, Heinrich Heine: drei Gedichte
            Melusine: Thüring von Ringoltingen, Johann Wolfgang Goethe,Theodor Fontane
      Undine: Friedrich de la Motte-Fouqué, Albert Lortzing, Jean 	Giraudoux, Ingeborg Bachmann
Die Unerreichbaren
            
            Tod in der Tiefe: Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Schiller, Conrad 			Ferdinad Meyer
            Gottfried Keller: Der grüne Heinrich, drei Gedichte
            Paul Heyse
      Franz Kafka: Der Proceß
Die Sehnsüchtigen
            
            Eduard Mörike: zwei Texte
            Die kleine Seejungfrau:: Hans Christian Andersen, Oscar Wilde, Walt Disney
            Elke Domhardt
            Samantha Hunt
  
            Die Wandlungsfähigen bei Thomas Mann
            
            Die kleine Seejungfrau:  Tonio Kröger, Königliche Hoheit, Dr. Faustus
            Loreley: Unordnung und frühes Leid, Felix Krull (früher Teil)
            Aphrodite / Venus: Felix Krull (später Teil)
      Ausblick: Ea-Oannes in: Joseph und seine Brüder
Die Komischen
            
            Kurt Schwitters
            Peter Rühmkorf
      Belmondo Schuhwerbung
Nachwort
            
          Der Mythos von den Nixen und Wasserfrauen
          
          
          
          
          
          
          
          
Eine Studie zu Thomas Mann
            Frankfurt 1993            
Thomas Manns Romane Königliche Hoheit und Joseph und seine Brüder werden auf Besonderheiten der literarischen Verwendung von Märchen hin betrachtet. Der Erzähler nutzt sie zur Gestaltung von Personen und Situationen in immer neuen stilistischen Varianten. Darüber hinaus stützt in dem frühen Werk das zugrundeliegende Märchenschema die Heiterkeit des Romans, während der dritte und vierte Band des Josephsromans durch die Märchenstruktur verbunden erscheinen. Eine diachrone Untersuchung des Motivs der Nixen und Wassergeister erweist Thomas Manns lebenslange Beschäftigung mit Märchen. Sie zeigt in ihrer Variationsbreite Ironie als Haltung der Humanität.
Die Kapitel
Kapitel I
            
            Volksmärchen und Kunstmärchen
    Märchen als Herausforderung des Schriftstellers Thomas Mann
Kapitel II
            
            Königliche Hoheit
            Vorspiel
            Offenes Spiel mit Märchen: Personen und Prophezeiungen
            Verdecktes Spiel mit Märchen: Räume
            Struktur unter Märchenaspekten
            Ellipse und Synthese
    
Kapitel III
            
            Der Josephsroman
            Poetologie des Märchens im Josephsroman
            Jaakob: Zauber und Wunder
            Joseph und seine Brüder: Amor und Psyche
            Joseph und Mut: Schneewittchen und Kleine Seejungfrau
            Joseph: Der Held des Brüdermärchens
            Schilo und Serach: noch einmal Schneewittchen
    Die Funktionen des Märchens im Josephsroman
Kapitel IV
            
            Nixen und Wassergeister
            Vorbemerkungen
            Einzelanalysen: Buddenbrooks,  Gladius dei, Tonio Kröger, Fiorenza,
            Wälsungenblut, Anekdote, Königliche Hoheit, Felix Krull, Der Tod in Venedig, Der Zauberberg, Unordnug und frühes Leid, Joseph und seine Brüder, Lotte in Weimar, Doktor Faustus, Felix Krull, Die Betrogene
          Tendenzen und Motivationen der Verwendung des Nixen-Motivs